Kürzlich habe ich für jemanden eine Smallframe Vespa zusammengebaut.
Ich bekam eine Kiste mit Teilen und sollte die zu einem fahrbaren ehikel zusammenklöppeln.
Darin befand sich ein buntes Gemisch an Altteilen, Neuteilen, lackierten Blechteilen und ein angeblich "überholter" Motor.
Das ganze Zeug lag Jahre lang bei der Besitzerin herum; mehrere Versuche es zusammenbauen zu lassen waren vergeblich.
Na ja, und dann habe ich Trottel es mir aufgehalst.
Dabei habe ich einiges erlebt.
Die lackierten Teile
Rahmen, Kotflügel, Seitenklappe, Vorderradschwinge und Lenker waren von einer "Profi"- Lackiererei lackiert worden. Natürlich, ohne daß irgendwelche Bohrungen, Gewinde etc. abgeklebt waren.
Keine Blecharbeiten... Ausbeulen: Fehlanzeige... Blechfalze verzinnen: wozu denn sowas...
Fazit: Wenn man nur 600,- Euro incl. Lack bezahlt, kann man keine gründliche Arbeit erwarten. Im Gegenzug muß man sämtliche Bohrungen und Passungen mühselig wieder gangbar machen.
Tip: Sich vorher schlau machen und beraten lassen, welche Vorabeiten nötig sind. Und vor allem fragen, ob der selbsternannte Profilackierer überhaupt schon mal ne Vespa in den Pfoten hatte!
Der Motor
Die Besitzerin dachte sich, daß es ganz sinnvoll sei, daß mal eine "Profiwerkstatt" über den Motor "drüberguckt".
(Das geschah, bevor ich die Brocken in die Finger bekam). Das war eine ziemlich nervige Angelegenheit da die "Jungs" nicht gerade vertrauenerweckende Arbeit abgeliefert haben.
Insgesamt landete der Motor nach einigem Hin-und her und langen Bearbeitungszeiten in 3 Werkstätten im Frankfurt-Offenbacher Raum, die als "Vespaprofis" oder "Profihinterhofschrauber" firmierten. Hier mal auszugsweise ein Teil der hierbei erlebten Anekdoten. Ach, und für die Fans: bei keiner der Werkstätten handelt es sich um Roller Rita!
Werkstatt 1:
hat für < 100,- das "Einstellen der Zündung" in Rechnung gestellt. Komisch: der Unterbrecherkontakt war total ausgelutscht und die Isolierung der Zündankerplattenkabel war so durchgegimmelt, daß sie ausgetauscht gehört hätten! Die Schraube zum Einstellen des Kontaktabstandes war so verbratzt, daß man sie bergmännisch entfernen und ersetzen mußte. Wo wurde da was eingestellt?
Werkstatt 2:
hat Getriebölwechsel + den Austausch der Kolbenringe mit > 100,- berechnet, wohlgemerkt, man hat ihnen den ausgebauten Motor auf den Tisch gestellt.
Meine Kontrolle ergab jedoch, daß der letzte Mensch,der die Kolbenringe gesehen hatte, der Monteur in Pontedera war der das Ding in den 70er Jahren zusammengebaut hat.
Geiler Profit: 100 Ocken für Getriebeölwechsel und dann noch nicht mal neue Dichtungsringe verwendet!
Werkstatt 3:
Baute im Rahmen die untere Lenkkopflagerschale so schepp & falsch ein, daß man oben die Mutter samt Beilegschebe und Lenker nicht mehr draufbekam. Der schlaue Mensch hat das zwar bemerkt, seine Arbeit aber abgeliefert mit dem Kommentar: "Geht nicht besser!". Dafür hat er aber oben am Steuerrohr rumgeflext, damit die Lenkerklemmschraube wenigstens proforma passt.
Ich hab die Lagerschale wieder ausgebaut und einfach nachgeschaut woran es lag. Na logisch, der Lackierer hat die Lagerschalenpassung satt mitlackiert.
Da paßt keine Lagerschale mehr rein. Habe den Lack vorsichtig herausgeschabt und die Passung mit Schleifvlies blank gemacht. Dann hat die Lagerschale 1A wieder reingepaßt.
PIKANT ist nur, daß am Ende der Motor aus Verdachtsgründen doch noch aufgemacht wurde. Er war so am Arsch, daß es günstiger war, einen gebrauchten in der Elektrobucht zu schießen.
Doch darüber später.
Gruß
Werner