Tag 1
Schwetzingen - Rottweil -Überlingen
Wie starten unsere Tour Richtung Alpen bei schönster Wettervorhersage. Geplant ist keine bestimmte Route, einfach wieder Richtung Alpen. Evtl. Gardasee, Lago Maggiore, mal sehen, ähnlich dem letzten Jahr. Recht kurzentschlossen haben wir ein paar Werkzeuge zusammengesucht, das Zelt ausgemottet, die Roller gepackt. Mädschn-Handschuhfach:
Wir fahren wieder mit zwei original 200er PXen, Tante Flip und Schneewittchen, in Punkto Zuverlässigkeit lass ich niemals was auf die Beiden kommen.
Das ipone zeigt, so weit man schauen kann, nur Sonne an, wir sind guter Dinge. Bei strahlendem Sonnenschein entschließen wir uns, über den Schwarzwald zu fahren. Wie üblich erwarten uns in Deutschland wieder jede Menge Umleitungen. Dieses Mal führt uns eine davon mitten in ein Radrennen im Nordschwarzwald. Das Wetter ist genial, der Schwarzwald wunderschön - zusammen mit den Radsportlern erklimmen wir eine Anhöhe bei Enzklösterle und fragen uns, ob wir überhaupt bis in die Schweiz weiter müssen bei diesem Panorama
Ohne Probleme (na gut, das Navi fällt schon in Karlsruhe aus, aber Herr Ramzamzam findet auch so an den Bodensee) fahren wir nach Überlingen. Es ist unfassbar, wie kurzweilig ein Weg bei Sonne sein kann, im Mai kam mir die (kürzere) Strecke bis Stockach noch endlos vor, heute hätte ich direkt in die Schweiz weiterfahren können. Wir grillen gemütlich bei Mo und genießen "unser Ferienhaus" mit Bodensee-Blick.
Tag 2
Überlingen - Schaffhausen - Überlingen
Heute wollen wir es endlich mal schaffen, die Rheinfälle zu sehen. Mittlerweile waren wir schon ein paar Mal am Bodensee, hatten allerdings fast immer Pech mit dem Wetter oder Besseres zu tun (Stockach....) Heute wollen wir das endlich abhaken. Es ist morgens und es regnet...... yipppiehajeeeeeh Schweinebacke.... warum regnet es eigentlich immer, wenn ICH am Bodensee bin? Oder regnet es da einfach immer??! Wenig motiviert gammeln wir herum, um dann zu Mo zu Vollgas zu fahren. Überraschenderweise kommt die Sonne raus und wir nutzen die Wolkenlücke und starten durch zu den Rheinfällen mit Zwischenstop in Stein am Rhein.
Wir nehmen uns eine kurze Touri-Auszeit, um dann bei Fast-Sonnenschein wieder nach Überlingen zu fahren. Wir holen Mo zum Feierabend ab, und Herr Ramzamzam kommt nicht über Tims Schwerlastgepäckträger-Angebot hinweg, kauft und wechelt noch schnell Gepäckträger. Wir gehen in eine Pizzeria direkt am See, genießen den Abend und freuen uns auf morgen.
Tag 3
Überlingen - Furkapass - Binntal
Da wir keinen speziellen Plan haben, wie wir eigentlich fahren und was wir sehen wollen, empfiehlt uns Mo eine Route am Vierwaldstättersee entlang, über den Furkapass und ins Binntal nahe Andermatt. Dort campt sein Vater und sehnt sich nach dem Ersatzteil für seine Kaffeemaschine. Wir entschliessen uns, den Besuch bei meiner Mutter im Domleschg einen Tag zu verschieben und über das Wallis Richtung Graubünden zu fahren. Wir packen die Roller, nehmen die Fähre von Meersburg nach Konstanz und freuen uns, weil wir übersehen werden. (und wann tut man das schon mal als Zweiradfahrer? )
Überqueren die Grenze und direkt im Kreuzlinger Kreisverkehr streikt Schneewittchen. Ich vermute, es liegt daran, dass Ramzamzam ihr versprochen hat, dass sie mit DIESEM Motor nicht nochmal über die Alpen muss. Eigentlich hatte er ihr eine Revision versprochen, aber wie es immer so ist: plötzlich war dann Sommer. Ich vermute, vor Schreck, dass wir über die Grenze sind, hat sie sich spontan verschluckt..... nunja, das ist Mädchen-Logik Fakt ist, dass der Zündfunke weg ist. Praktischerweise fällt das Zündkabel uns fast aus der CDI entgegen. Das kann man wohl nicht als ernsthafte Panne werten. Wir fahren auf einer wunderschönen Strecke direkt am Vierwaldstättersee entlang, über den Furkapass (bei strahlendem Sonnenschein hat man ja echt ne tolle Sicht auf so einem Pass.......)
nach Andermatt und von dort ans Ende der Welt ins Binntal. Dort werden wir schon erwartet. Wir geben das Ersatzteil ab, bauen das Zelt auf, grillen gemütlich, stellen noch fest, dass sich Schneewittches Hinterrad beginnt, selbständig zu machen (ups) und gehen in einer saukalten Vollmondnacht auf 1800m Höhe in den Schlafsack. SCHEISSE es ist so kalt! 3 Grad, und das nach dem endheissen Juli und dem Bodenseeklima, ich bin mir ziemlich sicher zu erfrieren.
Tag 4
Binntal - Gotthard - Tomils
Wir haben tatsächlich überlebt
Auf der Toilette finde ich das Tagesmotto
Der Himmel ist blau, wir bekommen noch ein lecker Frühstück, packen die Roller und fahren los. Erledigen den Nufenenpass
und treffen auf der Passhöhe auf 3 Italiener mit PXen. Die freuen sich wie wahnsinnig, dort oben was anderes als Motorräder zu sehen, können aber leider weder englisch noch deutsch, wir kein Italenisch. Also winken wir uns wild zu, lachen und fahren weiter. Auf Anraten von Mo über den alten Gotthard. Wir fragen einen Motorradfahrer nach der alten Strasse. Der guckt uns ungläubig an: "Die ist aber schlecht?!" hm, unser Fahrwerk ja irgendwie auch. Er hilft uns aber nett weiter und ich kann nur jedem empfehlen, da hochzufahren! Die Strasse besteht großteils aus engen Kehren und Kopfsteinplaster, es macht einen Riesenspass da Kopfsteincross hochzudüsen.
Auf der Passhöhe wieder die selben Motorradfahrer und die 3 PX-Italiener, in den Alpen ist die Welt klein Pass runter, zurück nach Andermatt und direkt in eine Werkstatt zum Drehmoment-Schlüssel ausleihen (ein Maserati steht auf der Hebebühne, hier sind wir richtig ) Während Herr Ramzamzam die Hinterradmutter wieder mit dem richtigen NM-Wert anzieht, gröhlt gegenüber eine Motorradfahrer-Gang. Einmal möchte ich sehen, wie was an ihrem Motorrad kaputtgeht, ich wette, da kommt direkt der ADAC.... Eigentlich haben wir aber viel Spass mit Motorradfahrern. Es gibt kaum neutral, entweder sie sind begeistert oder entsetzt, viel dazwischen gibt es nicht
Wir fahren über den Oberalppass (der ist echt unspektakulär) den Voderrein entlang. Im Geschwindigkeitsrausch verpasse ich die Abzweigung ins Rheinaulta..... Wir nehmen den UmRückweg von 6km in Kauf und fahren zurück, das lohnt sich. Ich kenne die Strasse, und es ist einfach ein toller Blick auf die zerklüfteten Felsen.
Ausserdem fahren wir durch Carrera - hallo? ist das geil oder was?
Ankunft bei meiner mum im Domleschg, wieder ein Bett, und das auf 800m, es besteht eine realistische Chance, diese Nacht nicht zu erfrieren
Tag 5
Domleschg - Chiavenna - Domleschg
Chiavenna ist immer einen Ausflug wert. Erstens Italien, zweitens super Eis, drittens genialer Cappuccino, viertens über meinen Lieblingspass und so weiter und so fort. Also los zum Eisdielenrun. wir fahren über den Splügen. Die Auffahrt ist schön und typisch Schweizer Straße, wir passieren die Grenze, die Aussicht ist toll, die Abfahrt spektakulär. Die Straße ist plötzlich italienisch, mit winzigen Serpentinen, schlechtem Asphalt, die Naturtunnel einspurig, ich weiß ich wiederhole mich, aber: ich liebe diesen Pass!
Vor einem Krankenwagen fahren wir ins Tal (man möchte da oben echt keinen Notfall erleben) schlendern durch die Stadt, kaufen ein Eis, freuen uns, dass bei der Abfahrt eine PX neben uns parkt (im Gegensatz zu vor 5 Jahren scheinen die Vespas hier nun endgültig aus dem Stadtbild verschwunden zu sein: vermutlich war Borletti hier ) und fahren wieder über die Grenze und über den Malojapass. Gegen den gewaltigen Splügen ist der kleine Maloja eine Art Schluckauf
Vorbei am Silvaplana-See und Sankt Moritz (was wollen alle nur mit dieser furchtbar hässlichen Stadt?) fahren wir auf den Albula. Flip kann ihn einfach nicht leiden. Obwohl es lange nicht der höchste Pass ist, beginnt sie das Stottern. Im Leerlauf bei der Abfahrt geht sie aus. Sie findet den Albula blöd blöd blöd. Ich lasse sie rumzicken, im Tal hat sie sich abgeregt und springt wieder an. Letztes Jahr hat Schneewittchen hier genau die Zicken gemacht, sie mögen den Pass nicht - wir habens dann jetzt verstanden.
Auf dem Heimweg haben wir kurz WLAN - die Wettervorhersage verspricht nichts Gutes. Eine Regenfront von Italien bis zum Bodensee. Doof. Umkehren? Weiterfahren? Wir entscheiden uns gegen eine Weiterfahrt an den Gardasee und wollen das Wetter im Domleschg aussitzen.
Tag 6
Domleschg - Juf - Domleschg
Das Wetter am morgen ist grau. Wir beschliessen, nach Juf zu fahren, das höchstgelegene, ganzjährig bewohnte Bergdorf Europas. ich mag das Tal sehr und man kann toll Murmeltiere gucken (ahhhhh, ich liebe Sie ) In Juf ist es stockenfinster. Wir laufen eine Stunde durch das Tal, kommen zurück zu den Rollern und es fängt an zu schütten und zu hageln.
Wir warten unter einem Hausdach und essen Kuchen. Irgendwann schmeissen wir uns dann in Regenklamotten und Warnwesten und machen uns auf den Heimweg. Ich hasse nasse Strassen..... Wir passieren den letzte Tunnel an der Viamala-Mala Schlucht, kommen in Thusis raus und: die Sonne scheint! Manchmal hasse ich diese Täler......
Tag 7
sitzen wir bei Regen in Chur aus