Hallo liebe Forengemeinde,
ich habe mir, nachdem es schon lange ein Wunsch auf meiner Liste war, zu Weihnachten eine "neue" Vespa gekauft. Da ich mich mit KFZ Motoren im älteren Baujahr ohne die ganze Elektronik auskenne, hier auch einiges selbst an meinen ersten Autos gemacht habe (inklusive Zylinderkopfdichtung wechseln), dachte ich, so schwer kann eine Vespa ja auch nicht zu verstehen sein.
Trotzdem habe ich mir, um einfach mal direkt losfahren zu können, eine komplett restaurierte 1982 V50 gekauft, die komplett neu lackiert wurde, und wo der Motor und die Technik komplett überholt wurden - zumindest laut dem Verkäufer, der das schon seit Jahrzehnten macht und in seiner eigenen Werkstatt sein Hobby nennt. Lediglich für den Motor habe er einen Spezialisten, der für ihn die Motoren mache.
Er hat mir die Vespa übergeben, wir haben sie zusammen ausprobiert und sie ist bei ihm beim ersten Mal antreten auch wunderbar angesprungen, wobei er noch meinte, bei den kalten Temperaturen sind Vespas eigentlich nicht so unkompliziert, was das den Start angeht. Nun da ich sie ohnehin nur bei schönem Wetter im Frühjahr und Sommer fahren wollte, war das für mich kein Problem. Jetzt war das Wetter die ganze Zeit so mild, dass ich an einem 15 Grad Tag sie probefahren wollte. Er hatte auch auf die Rechnung geschrieben, dass der Motor komplett neu und demnach auch etwas "fetter" eingestellt sei und die ersten 100km bitte vorsichtig eingefahren werden soll. Da ich vorher noch nie auf einem Roller saß, war auch das kein Problem für mich.
Jetzt kommt aber das eigentliche Problem, das ich versuche so genau zu schildern, wie es nur geht, da ich von Vespas bisher noch nicht viel Ahnung habe:
Wenn sie eine gewisse Zeit gestanden ist und ich sie antreten möchte, kommt sie beim 2-3-4 Mal treten. Fahre ich sie dann, ist alles kein Problem. Stelle ich sie dann ab, erledige kurz etwas und komme zurück, um weiterzufahren, lässt sie sich auch beim 20. Mal nicht antreten. Es wirkt auf mich, als sei sie zu fett eingestellt und die Zündkammer würde voll Benzin laufen oder die Zündkerze nass werden... Das einzige, wie ich sie sofort wieder zum Laufen bekomme, ist wenn ich sie anschiebe im Leerlauf und dann den Gang einlege.
Ein Kumpel der sich bisher eine einzige Vespa selbst komplett restauriert hat, habe ich um Rat gefragt, nachdem ich auch das Internet befragt hatte und ich auf gefühlt 50 mögliche Gründe kam. Er schaute sie sich an, stellte das gleiche fest, wie ich, dass beim zweiten Mal sie sich beim Versuch des Antretens auch anders im Fuß "anfühlt" und anhört und hat überlegt, ob es am Vergaser liegen könnte. Also haben wir den Tank ausgebaut um an den Vergaser ranzukommen und staunten schon mal nicht schlecht - unter dem Tank und auch die komplette Elektronik sah aus wie neu. Aus dem kleinen Raum hätte man "Essen können" so sauber war es da und neben der Karosse, sah auch die gesamte Technik grandios aus. Den Vergaser also ausgebaut, komplett zerlegt und durchgeblasen - weil er vermutete, vllt. läge es an den Düsen. Alles wieder zusammen und eingebaut, erster Versuch, sie sprang tadellos an. Er riet mir dann, immer gegen Ende meiner Fahrt den Benzinhahn zu schließen, weil ich sie dann leer fahren würde und die Kammer nicht volllaufen würde. Das tat ich, fuhr sie auf dem Hof bis sie ausging. Wir öffneten den Benzinhahn und versuchten sie erneut anzutreten, aber der gleiche Effekt wie zuvor, sie kam erst, als wir sie anschoben.
Jetzt ist es noch kalt und es ist unangenehm zu schrauben, aber mir will das einfach nicht aus dem Kopf gehen. Ich würde gerne das Problem kennen, dass es sobald das Wetter besser wird, mich diesem annehmen kann.
Sein Rat war jetzt, die Vespa bei Gelegenheit und Wetter einfach mal einige Kilometer am Stück zu fahren, die Zündkerze auszubauen und zu sehen ob sie richtig eingestellt sei und ob sie vllt. nicht zu fett oder zu mager eingestellt sei. Ist das plausibel?
Wieder jemand anders riet mir, den Unterbrecher zu checken, vllt. sei dieser falsch eingestellt. Aber müsste ich dann nicht in den 3 Gängen irgendwann auch mal beim Fahren etwas merken?
Ich würde euch wirklich erfahrenen Vespaschrauber einfach gerne um Tips bitten, was es alles sein kann und in welcher Reihenfolge ihr es (wie?) checken würdet.
Wie Eingangs erklärt, ist es meine erste Vespa, alles technische weiss ich bisher nur aus Anleitungen und Youtube Videos. Wenn ihr also zu euren Tips auch noch gleich einen Link habt, wo ich mir ansehen kann, wie ich euren Tip technisch "checken" kann, bin ich euch sehr verbunden.
Vielen Dank
Morphi
Vespa V50 lässt sich nicht mehr antreten, obwohl alles komplett neu restauriert...
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Die Checkliste ist etwas umfangreicher. Zuerst aber mal eine Frage:
Was für eine Zündung ist verbaut? Kommt möglicherweise das Zündkabel direkt aus dem "Motor"?
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Beschreib bitte kurz deinen Startvorgang. Ziehst du den Choke immer oder nur bei kaltem Motor? Gibst du Gas oder kein Gas? Weißt du was für ein Zylinder, orgiginal oder größere Hubraum, Vergaser und Düsen verbaut sind?
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Er schaute sie sich an, stellte das gleiche fest, wie ich, dass beim zweiten Mal sie sich beim Versuch des Antretens auch anders im Fuß "anfühlt" und anhört
Was heißt das ?
Rutscht der Kickstarter durch und der Motor bewegt sich dann nicht wirklich, oder sind da evtl. mechanische Geräusche ?
Wie oben schon beschrieben, ist die Checkliste lang.
Versuche erstmal die Dinge herauszufinden, die chup4 und rassmo genannt haben.
Damit kann man dann schon bedeutend mehr anfangen. -
Hey ihr,
vielen Dank schon mal für die ersten Fragen. *huch* das wird was, das alles zu beantworten, zumal ich manches eben noch nicht so benennen kann. Aber ich gebe mein bestes, Notfalls muss ich halt mal ein paar Fotos machen und hochladen.
@chup4 - Was für eine Zündung verbaut ist, kann ich dir nicht namentlich sagen. Es wurde aber alles original belassen, wie es zu dieser 1982er Vespa V50 gehört. Es wurden lediglich alle Verschleißteile ausgetauscht. Wo das Zündkabel herkommt, das zur Zündkerze führt, habe ich ehrlich gesagt noch nie verfolgt. Werde ich beim nächsten Mal aber darauf achten.
Noch was zu dir Chup4, ich habe gesehen du bist sogar der Profischrauber-Helfer für meinen Postleitzahlenbereich (97070). Wo genau bist du denn her?
@rassmo Ich ziehe den Choke immer, wenn ich versuche die Vespa zu starten. So wurde mir das erklärt. Wenn sie an ist, drücke ich den Choke wieder hinein und fahre los. Ich ziehe leicht am Gashahn beim Antreten, etwa auf hälfte des Gashahnweges. Zylinder ist kein Original 50ccm verbaut, sondern er hat mir gesagt, sein Motorenmensch hat einen 75ccm montiert und das ganze eingebaut. Vergaser weiss ich zufällig, weil ich ihn schon ausgebaut und in der Hand hatte, da ist ein Dell Orto Typ SHB 16:10 verbaut, mit den passenden original Düsen.
@Volker PKXL2 Das ist ein wirklich schwer zu beschreibendes Gefühl. Nach dem der Vergaser ausgebaut, durchgeblasen und wieder eingebaut war, war der Antritt total satt und man hatte richtig Widerstand. Es hat quasi etwas mehr Kraft gekostet den Fußhebel nach unten zu treten. Beim zweiten mal dann war das ganze etwas weicher und man hatte das Gefühl man tritt gegen weniger Widerstand an. Nicht viel, ich spreche hier von Nuancen, aber eben so, dass man es merkt und das auch meinem Kumpel es direkt auffiel. Mechanische Geräusche gibt es jedoch nicht, der "Sound" bleibt gleich.
Vielen Dank für eure Hilfe, ich denke ich kann hier viel dazulernen Ich hoffe schlicht, dass mich das Projekt nicht überfordert, aber andererseits freu ich mich auch auf die Herausforderung. -
ich wohne in grombühl und arbeite in der innenstadt.
wo bist du denn her?
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Bei mir ist es genau andersherum, ich wohne in der Innenstadt an der Juliuspromenande und arbeite/studiere in Grombühl an der Uniklinik.
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Also das der 16/10 Vergaser in Kombination mit 75ccm jetzt die original Bedüsung drinnen hätte, glaube
ich jetzt mal nicht. Du schreibst ja auch, dass der Verkäufer das extra erwähnt hat, somit gehe ich mal davon
aus, dass eine größere HD verbaut ist. Wäre nicht schlecht gewesen, die Düsengrößen zu notieren.Das schwammige Antreten beim mehrmaligen Startversuch kommt in der Regel, wenn der Kupplungszug zu stark
vorgespannt ist, dann rutscht nach öfteren Treten die Kupplung leicht durch.Nachdem der Motor neu gemacht wurde, würde ich jetzt mal meinen, du solltest Dich auf zwei Sachen konzentrieren
a.) Zündung (mal abklären welcher Typ verbaut wurde) Zündspule außen am Lüfterkanal befestigt oder gar die etwas
anfälligere Zündgrundplatte der älteren Modelle mit innenliegender Zündspule ggf. wurde auch bereits umgerüstet auf
elektronische Zündung. Zündfunken kontrollieren ob der kräftig genug und regelmässig ist
(in der Regel sollte der bläulich sein und die lackierte Karosserie durchschlagen können), wenn er allerdings eher ins
rötliche geht, wäre ein defekter Kondensator (Unterbrecherzündung) in Erwägung zu ziehen. Weiters sollte natürlich
der Unterbrecherabstand richtig eingestellt sein und der Zündzeitpunkt auch stimmen (je nach verbauten Zylinder zw.
17° und 19° Vorzündung). Welche Zündkerze ist denn verbaut?Bei einer schwächelnden Zündung kann es auch kurzfristig helfen, den Unterbrecherkontakt zu verstellen (gegen 0,3mm)
bzw. den Elektrodenabstand an der Zündkerze zu verringern. Alllerdings dann trotzdem die Ursachen ergründen, weil diese
Maßnahme zu Lasten der Bauteile der Zündung gehen können (schnellerer Verschleiß des Unterbrechers, Kondensators und der
Kerze)b.) Vergaser nochmals genauer unter die Lupe nehmen und die Düsen kontrollieren bzw. Schwimmer und Schwimmernadel.
Sollte die Schwimmernadel im Bereich der Spitze (gummiertes Teil) riffig sein, dann tauschen. In Anbetracht der Tatsache, dass
da 75ccm verbaut sind, würde ich auch in Erwägung ziehen, da zumindest auf einen ordentlich abgestimmten 16/16 Vergaser
zu gehen. Wichtig wäre, welche Haupt- bzw. Nebendüse da jetzt tatsächlich verbaut ist. Ich halte von dieser
Absicheruungsmaßnahme diverser Werkstätten, das Fahrzeug mit deutlich zu großer Hauptdüse in der Einfahrphase aus-
zustatten nicht viel.im Prinzip hast aber schon mal gewonnen, denn chup4 ist ja in deiner Nähe, somit sollte dein Leiden nur von kurzer Dauer
sein -
Ich ziehe den Choke immer, wenn ich versuche die Vespa zu starten. So wurde mir das erklärt. Wenn sie an ist, drücke ich den Choke wieder hinein und fahre los. Ich ziehe leicht am Gashahn beim Antreten, etwa auf hälfte des Gashahnweges.
Der Choke ist eine Kaltstarteinrichtung. Deshalb wird er eigentlich nur beim Starten mit kaltem Motor gezogen. Bei mir hat sich am Besten folgendes Vorgehen rauskristallisiert.
Kalter Motor: Choke ziehen und ohne, oder mit geringerem, Gasgeben kicken.
Starten mit warmem Motor, d.h. rel. kurz nach dem Abstellen: Ohne Choke und ohne Gas einfach kicken
Starten nach 1-2 Std.: Ohne Choke aber mit Vollgas kicken.
Dabei schließe ich den Gashahn direkt bevor ich den Roller ausmache. Also nichts mit Vergaser leerfahren etc.
Wenn du bei warmem Motor mit Choke starten willst kann es durchaus sein das er dadurch zuviel Sprit bekommt und absäuft.Zur Bedüsung hat 125vnb6 schon alles gesagt.
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Vielleicht noch ergänzend zu deinem Startverhalten.
Bei Dir summieren sich da halt nochmals ein paar Faktoren. Jetzt ist dein Gemisch aufgrund der anscheinend größer gewählten HD schon mal recht fett ,durch das zusätzliche Choke ziehen (auch bei "warmen" Motor) überfettet somit das Gemisch dann gnadenlos und bläst Dir ggf. den Funken regelrecht aus (absaufen des Motors) .
Das leer fahren eines Vergasers würde ich auch eher meiden. Sobald der Sprit dem Ende zugeht magert der dann deutlich ab und
solltes du da schneller unterwegs sein, dann kann es auch passieren, dass dir der Kolben anreibt aufgrund der nicht mehr ausrechenden Schmierung. Im Standgas jetzt weniger problematisch, da geht dann aufgrund des fehlenden Treibstoffes und Entzündbarkeit der Motor in der Regel einfach aus.