Polieren im Motor bringt keinerlei Mehrleistung, sieht aber schön aus (für einen vielfachen Zeitaufwand)
Polieren heißt "glanzpolieren", sodaß keine Schleifriefen mehr mit bloßem Auge zu sehen sind und man sich drin spiegelt.
Bitte, Leute, wir reden nicht davon, daß "der TurboSchrauberSchwengelBube2000 aus dem Nachbarforum das ja auch so macht" oder "ja-abber-das-habbe-mer doch-schon-immer-so-gemacht." Leute, die derart sprechen, glänzen zwar im Widerschein ihrer Poliererei, bleiben aber den Beweis für die Wirksamkeit schuldig.
Ein paar Anregungen...
Polieren von Kurbelwangen, Überstromkanälen und Einlaßöffnungen:
Hier ist eine zielführende und strömungsgünstige Überarbeitung das, was den Unterschied ausmacht. In 1. Linie soll es besser funktionieren/Leistung optimieren und/oder für kultivierteren Motorlauf sorgen - nicht hübsch glänzen! Sinn macht eine korrekte Form der Fräserei und danach maximal mit Nylonschleifvlies eine seidenmatte Oberfläche herbeiführen - das reicht.
Denkt dran: Das Kurbelwangenmaterial läßt sich recht gut bearbeiten - aber der Schissemateng muss danach zwingend ausgewuchtet werden.
Polieren eines geschmiedeten oder gegossenen Pleuels (z.B. Wellen mit tollem Kartpleuel)
Lieber nicht. Solche Teile aus speziellen Stahlwerkstoffen bekommen durch die Herstellungsmethode bzw. die dabei vllt. angewandte Wärmebehandlung eine bestimmte Festigkeitsstruktur, die man zerstört, wenn man nachträglich dran rumflext, schleift und poliert. Ein Pleuel mit Doppel-T-Profil läßt man schön so wie es ist.
Anders als bei Wellen, die zum Teil polierte Messerpleuel haben, die oft nicht ganz so sorgfältig gearbeitet ist. Luigi Popoligi wollte dann halt rasch in die Pause und hat's nicht so genau genommen. Findet man dann an so einem Pleuel Rillen o. einzelne starke Riefen, darf man die mit Bedacht beiarbeiten und nachpolieren. Zur Not lieber zurück an den S.C.I.P.K. Shop schicken.
Hochglanzpolieren von Kolbenboden und Brennraum des Zylinderkopfes:
- macht Sinn, da sich an einer glatten Oberfläche nicht so schnell unerwünschte Ölkohle anlagert.
Polieren vom Kolbenhemd
Bloß nicht. Die Rillen an einem Neukolben sind Absicht - sie helfen dem Einfahren der Laufgarnitur (= Kolben & Zylinder)
Witzig, aber denkt mal drüber nach:
Im Flugzeugbau gibt es sündhaft teure Ribletfolie, mit der Flugzeuge beklebt werden können. Sie ist der speziellen Rauhheit der Haifischhaut nachempfunden und senkt an Flugzeugen den Spritverbrauch. Vorher glaubte man, daß eine möglichst arschglatte Lackierung das Nonplusultra ist - das war ein Irrtum.
Es gibt andere Bereiche, bei denen eine saubere Oberflächengeometrie UND eine aufwendige Oberflächenbearbeitung von Teilen wichtig ist: nämlich bei dynamisch- und durch Vibrationen hochbelasteten Teilen, wo Fräsriefen und sonstige Rillen an der Oberfläche potentielle Sollbruchstellen sind:
- Turbinenschaufeln bei Jettriebwerken
- gefräste Teilen mit tragender Funktion
- Fahrwerksteilen