Fröhliches Rätselraten: Ursache für wiederholte Kolbenklemmer und metallisches "Rasseln"

    Das Problem ist, dass die 110 die größte ist, die ich hab. Und bis Lima ohne Chance weitere zu besorgen. Das Gute ist, dass es ab morgen erst Mal in die Berge geht. Dann ist sie definitiv nicht mehr zu klein. Wobei ich denke, dass sie das auch so nicht ist. Habe vorhin Mal bei 60 kmh den Choke gezogen und merke dann umgehend wie die Reuse langsamer wird. Das gibt mir jetzt Mal etwas Sicherheit.

    Leute, andere Frage(n). Ich habe die folgenden Tipps bekommen und stelle sie Mal zur Diskussion:

    - Zündung leicht zurückstellen, da dadurch der Hobel kälter läuft

    - Kältere Kerze rein aus demselben Grund

    - Wegen des Ethanols mehr Öl in den Sprit geben

    Die letzte Aussage ist nun ja schon ein Klassiker. Muss wegen mir auch nicht mehr debattiert werden. Wollte nur nochmal zeigen, dass sich das hartnäckig hält. Ich fahr nur noch Strich 1:49,67.

    Gibt es etwas, das gegen die ersten beiden Tipps spricht?

    Norman

    Zitat

    Zündung leicht zurückstellen, da dadurch der Hobel kälter läuft

    nicht zurück, das hieße ein höheres Maß an Vorzündung (aka Frühzündung). Der Funke zündet dann das Gemisch, während der Kolben noch am hochsausen ist und knallt im volley entgegen. Das sorgt zwar für eine bessere Beschleunigung im unteren Drehzalbereich und bringt beim Vespa-Dragrace 1/100 Sekunde Vorteil, stresst aber den Motor weil mehr Hitze erzeugt wird.
    (race-Zündungen tun das übrigens...sie stellen den ZZP im unteren Drehzahlbereich auf Frühzündung, und ab der resodrehzal wieder auf den Standardwert bzw. etwas auf spät).

    Aber das willst du ja hier nicht - du möchtest eine kühlere Verbrennung. Dafür ist der für den Zylinder und für den analog verbauten Kolbenhub nötige Zündzeitpunkt maßgeblich. Maximal stellt man hier die Zündung auf 1-3 ° später und nimmt im oberen Drehzahlbereich Leistungseinbußen hin.


    Also mal angenommen:

    • der Standardwert ist 21 ° v.o.t
    • Dann wäre Frühzündung alles über 21 °C, z.B. 25° v.o.T.
    • Spätzündung wäre alles unter 19°, z.B. 16° v.o.T.


    Ob's das wirklich bringt, muß man durch Beobachtung immer

    individuell ergründen.

    Eine kältere Kerze wäre eine, die aufgrund der Konstruktion ihrer Masselektrode mehr Wärme in den Zylinderkopf leitet. Aber Vorsicht: Zündkerzen müssen aber auch immer mindestens so heiss werden, daß sie sich selbst reinigen/freibrennen.
    Kalte Kerze ausprobieren ist gut, aber dann bitte beobachten, daß sie nicht verrusst.

    Einmal editiert, zuletzt von Pierre Lavendel (November 7, 2019 at 19:24)

    Also die ZGP nach rechts verdrehen, um eine spätere Zündung zu erreichen, meint Jack bestimmt.

    Mahlzeit, es hat mal wieder geklemmt. Etwas weniger als 600 km nach dem Wechsel auf den neuen Zylinder. Mit viel Mühe, habe ich nun den Auspuff runter und den Zylinder gezogen.

    Der tiefste Cut am Kolben liegt exakt in Pfeilrichtund und beginnt am Kolben Dach, geht über die zwei Ringe und weiter runter am Hemd.

    Dann gibt es noch zwei weitere Reibestellen, genau symmetrisch gegenüber rechts und links vom Fenster. Bilder habe ich angehängt.

    Ich bin nach dem Klemmer noch 30 km in die nächste Stadt geschlichen und versuche hier nun gerade einen neuen Kolben aufzutreiben. Habt ihr eine Idee zur Ursache? Verraten euch die Bilder irgendwas? Macht eine Behandlung des Zylinders mit Ätznatron und des Kolbens mit Feile und Schleifpapier Sinn?

    Edit: Überraschend einfach konnte ich eben nen neuen Kolben auftreiben. Morgen werd ich den Zylinder behandeln und dann den neuen Kolben rein packen. Auf die nächsten 500 km, ehe es wieder klemmt.

    Norman

    Moin,
    Am Zylinder wurden die Kanten nicht entgratet? Wenn du den neuen Kolben einbaust, entgrate diesen auch direkt am Schaft und Fenster...

    Mache nochmal ein Foto vom Kolben (schlechtes Foto )...

    Guten Morgen Norman,


    kack - das hatte ich nicht gehofft zu lesen.


    Nachdem Dir so ziemlich alles klemmt, kommt es mir so vor, als würden neue Zylinder/Kolben zwar das Symptom, aber nicht die Ursache kurieren. Hast Du denn Zeit für ein paar Falschluft-Tests?


    Wenn ja, dann mal einen Luftballon auf die Entlüftungsschraube und schauen, ob der Ballon bei laufendem Motor atmet. Auch das Kopfdichtungssystem mit Silikon könnte ein Schuldiger sein. Wenn Du Getriebeöl wechseln kannst, dann wäre auch das sinnvoll, um zu riechen, ob es sprittig riecht.


    Nachtrag: ich habe Deinen vorletzten Eintrag in Deinem Blog gelesen und bin über den ausgenudelten Zylinderstehbolzen gestolpert. Ich nehme nicht an, dass Du Zugriff auf einen Drehmomentschlüssel hast, aber die empfohlenen 17-18NM Anzugsdrehmoment sind erschreckend wenig. Du kannst es am ehesten noch mit einer kleinen 1/4-Zoll-Ratsche imitieren. Mit 1/2-Zoll und Hebel ist alles viel zu fest. Das führt dazu, dass der Zylinder sich nicht gut und gleichmäßig ausdehnen kann. Dazu könnte Dein Schadenbild etwas passen.

    Moin.

    Welchen Luftfilter fährst du?

    Irgendwie macht es den Eindruck als würdest du dir immer Dreck ansaugen.

    Bitte ein paar schöne Bilder vom Kolben machen.

    (Kolbendach nennt man Kolbenboden)

    Auch von Zündkerzenelektrode.

    Falls du an einen Zahnarztspiegel rankommst bitte mal den Drehschieber kontrollieren ob der Riefen hat.

    Ausgelutschter Stehbolzen hoffentlich nicht im Gehäuse locker?

    Das währe nicht so schön. Genau wie Riefen im Drehschieber.

    Längere Touren ohne Wechselgas mit neuem Zylinder sind meist nicht zu Empfehlen.

    Grüße Mario

    Mahlzeit Leute, habe nochmal Bilder vom Kolben angehängt. Weitere, unter anderem von der Zündkerze, folgen später.

    Zitat

    Am Zylinder wurden die Kanten nicht entgratet?

    Nein. Da ich das noch nie zuvor gemacht habe und in Lima ein guter Schrauber sitzt, dachte ich, die 800 km komm ich durch und kann das dort den Mann erledigen lassen und dabei zusehen um es beim nächsten Mal selbst zu können.

    Zitat

    Hast Du denn Zeit für ein paar Falschluft-Tests?

    Klar, bin ja im Urlaub 😉 da ich hier wieder in einem grausigen Hotel gelandet bin, in dem ich auch auf offener Straße schrauben muss, weil es keinen Hinterhof gibt, werde ich denke ich heute den Zylinder säubern, neuen Kolben reinpacken, Ersatzkolben ins Gepäck und noch vorsichtig die letzten 200 km nach Lima fahren. Dort ist, wie gesagt, ein bekannter Vespa-Schrauber ansäßig und ich finde auch einfacher ein besseres Hotel. Dort werde ich mich den Tests widmen, die du vorgeschlagen hast. Getriebeöl wäre dann kilometermäßig sowieso auch wieder fällig.

    Zitat

    Ich nehme nicht an, dass Du Zugriff auf einen Drehmomentschlüssel hast, aber die empfohlenen 17-18NM Anzugsdrehmoment sind erschreckend wenig.

    Der Drehmoment liegt ebenfalls in Lima bereit für mich. Den muss ich dort nur noch entgegennehmen. Ich selbst hab nachdem der eine eben oben ausgelutscht war, die Muttern wieder sachte über Kreuz angezogen. Denke das dürfte vom Drehmoment her gepasst haben. Ausschließen als Fehlerquelle will ich es aber nicht. So sicher bin ich mir dann doch nicht.

    Zitat

    Welchen Luftfilter fährst du?

    Original. Der Filter selber ist aber blitzeblank. Widerlegt das deine These?

    Zitat

    Falls du an einen Zahnarztspiegel rankommst bitte mal den Drehschieber kontrollieren ob der Riefen hat.

    Auch das wird wohl einfacher in Lima zu machen sein. Werde ich mich dort darum kümmern.

    Zitat

    Ausgelutschter Stehbolzen hoffentlich nicht im Gehäuse locker?

    Ausgelutscht war er am oberen Ende, wo die Mutter drauf kommt, falls du das meinst. Wobei ich gestern bemerkt habe, dass sich drei der vier Stehbolzen durch die ständige Rein- und Rausdreherei zuvor mittlerweile mit der Hand herausdrehen lassen. Zwar nicht einfach, aber rauskontern muss man sie nicht mehr. Die bloße Hand reicht aus. Würdet ihr mir hier zu Loctite raten um diese wieder fest einzudrehen?


    Anzumerken ist sicherlich noch, dass ich zwischenzeitlich auch Mal mit Vesparicana-Alex in Kontakt war und er auch geschrieben hat, dass er in Peru reihenweise Kolben durchgebraten hat. Vielleicht liegts also tatsächlich hauptsächlich an der Suppe, die ich hier tanken muss. Das wären dann noch 1.500 km oder umgerechnet drei Kolben bis Chile 😕

    Jetzt wo man den nagelneuen Kolben sehen kann:
    Das sind doch typische Hitzeklemmer, z.B. im Auslaßbereich des Kolbens, sowie unter den Ringspalten und Kolbenringpins, wo auch immer etwas heißes Abgas durchblasen kann.
    Auch die Spuren im Zylinder deuten darauf: wunderbar symmetrisch...

    Mögliche Gründe:

    • Nicht genug eingefahren, Kolben hat sich "gesetzt, ist gewachsen etc.,m wurde zu heiß und hat dann gerieben - zuerst im Auslaßbereich, dann hat es da an die gegeüberliegende Seite gedrückt.
    • ungünstiger Sprit, da zu hoher Alkoholgehalt und da zu heiß.
    • Vielleicht war auch das Laufspiel des neuen Zylinderkits zu gering.
    • Für die 500 km sieht der Kolbenboden ok aus, ich sehe zumindest dort keine Falschluft.
    • Keine guten EInfahrbedingungen...


    Die ganze Hauruckaktionen mit den andauernden neuen Kolben und Klemmern bringt doch nix mit einem nicht sorgfältig genug präparierten langstreckentauglichen Zylinder.

    ...und dann am besten einen nicht zu starken Aluzylinder -der leitet doch Hitze viel besser als ein Grauguß APE Zylinder, der zudem im APE Motor mit einer viel stärkeren Gebläsekühlung ausgestattet ist.

    Auch möglich: Laufspiel vorsichtshalber erhöhen um ein paar tausendstel mm, z.B. durch eine einfache Honbürste...

    Einmal editiert, zuletzt von Pierre Lavendel (November 13, 2019 at 12:15)

    Ergänzend zu den Vorrednern. Um wirklich alle Möglichkeiten auszuschließen (Simmerring innen, Lager, Drehschieber) muss der Motor gespalten und ordentlich revisioniert werden. Es können sogar noch Reste von den Kolbenringen in der Kurbelwelle liegen, die Dir den Drehschieber verhunzen und zu weiteren Klemmern führen. Dann ein ordentlich passender Touren-Zylinder mit neuem Alu Kolben, Pinasco wäre da so eine Idee. Das würde ich tun, wenn Du in Lima bist und tatsächlich mit dieser Kiste noch nach Patagonien willst. Das mit der Hohnbürste und neuem Alukolben geht auch.


    Alternative zwei für mich wäre ein günstiges tourentaugliches Motorrad (Enduro) zu schießen und damit den Rest der Strecke zu fahren. Ganz ehrlich, wenn Du irgendwo in der Wildnis liegen bleibst fern von jeglicher Zivilisation und Hilfe benötigst und mit Piaggio Ersatzteilen versorgt werden musst - kann es mitunter, wie gesehen, ein schwieriges Unterfangen werden.

    Die Vespa könntest du in einem Container zwischenlagern bzw. schon Mal in die Heimat schicken auch wenn ich von Ihr zu gern ein Foto von Kap Horn gesehen hätte. Es geht mir aber so langsam auch ein bisschen um Deine Sicherheit und ich glaube Du bist ein ewiger Optimist (was ich enorm gut finde) aber Du warst schlecht vorbereitet für diese Tour, hombre. Ändere es.


    Viel Erfolg dafür!

    Wir brauchen eine Handvoll Narren, seht her wohin uns die Vernünftigen gebracht haben!

    Hehe, definitiv könnte man besser vorbereitet sein. Darum geht es mir aber auch ein bisschen. Ich will während der Tour die Maschine besser kennenlernen. Dafür sind solche Pannen eben auch notwendig. Die angesprochenen Modifikationen durch Tausch gegen einen tourenfähigen Zylinder kommen da eher in Frage als ein Fahrzeugtausch. Die Tour steigt mit Bertl oder gar nicht. Teileversorgung sollte zum Beispiel in Argentinien schon wieder viel besser sein. Über den Pinasco werd ich in Lima dann Mal nachdenken.

    Jack: Denke mit deinen vermuteten Gründen, liegst du ganz richtig. Einzig, das ganze ist ja beim Einfahren noch passiert. Mit etwa 60 km/h. Außerdem nach nur einer Viertelstunde Fahrt nach einer knappen Stunden Mittagspause. Hab eigentlich alles dafür getan den Bock nicht heiß werden zu lassen.

    Kawitzki: Nein, klingeln war weg. Hat schön geklungen.

    Zitat

    Ich will während der Tour die Maschine besser kennenlernen. Dafür sind solche Pannen eben auch notwendig.

    Sorry, aber...Neee..
    Das ist eine Milchmädchenrechnung.

    Das Endergebnis (dauernde Stops, dauernde Klemmer, Motor läuft nicht zuverlässig) sprechen eine deutliche Sprache und sagen das genaue Gegenteil.
    Das Rumlaborieren von Aussen hilft nicht weiter. Du bist mit einem Motor losgefahren, dessen innerer Zustand (soweit ich sehe + lese) unbekannt war...ehrlich gesagt, das ist doch russisches Roulette.


    Du tappst nur im Dunkeln; durch die Flickschusterei und die ständigen Pannen kommst du keinen Schritt weiter.
    Unsere beflissenen Kommentare und Hilfestellung nutzen nichts, da ich bezweifele, daß du den dortigen Mechanikern unsere Gedanken mit den passenden Begriffen korrekt wiedergeben kannst. Die machen ja ohnehin was sie für richtig halten, soweit ich sehe.

    Ich teile die Meinung, daß du ein zuverlässig laufendes Motorrad besorgen solltest und die Tour damit sicher zu beenden.
    Wieder Zuhause, empfehle ich, dir eine erfahrenen Kumpel zu suchen, der die Vespamotorengeschichte von der Pike auf durchkaspert, inkl. Grundlagen.

    Ich will nicht beratungsresistent wirken, aber es wäre schon hart mich von dem Traum zu verabschieden. Davon abgesehen lief der Bock hier ja auch schon etliche tausend Kilometer ohne Probleme. Nen Führerschein für was größeres hab ich auch nicht. Und die Tour ist ja open end. Also en Ziel in dem Sinn, das es zu erreichen gilt, gibt es nicht. Ich habe den Eindruck, schon sehr viel gelernt zu haben auf der Tour. Die Zeit und das Geld, das ich in die Reparaturen investiere reuen mich nicht im geringsten. Und die Vorteile, die das Reisen mit einer Vespa gegenüber einem normalen Motorrad bringt, bin ich auch noch nicht bereit aufzugeben.

    Mal sehen, was der Schraubergott in Lima zu meiner Mühle meint. Danke trotzdem für eure Tipps. Ich schreibe das völlig ohne Groll oder ähnliches. Wir haben hier nur natürlich alle gänzlich andere Sichtweisen.

    Edit: Ich bin jedem dankbar, der sich dann weiterhin mit Antworten beteiligt. Wer allerdings keine Zeit für mich Sturkopf mehr aufbringen will, den kann ich auch verstehen 😉

    Einmal editiert, zuletzt von Norman91 (November 13, 2019 at 14:55)

    Ich finde dein Unternehmen weiterhin echt super. An deiner Stelle würde ich mich auch nicht von der Erfüllung deines Traums abbringen lassen. Du bist bisher das 4 oder 5-fache an KM gefahren, als ich mit meiner V 130 in den letzten beiden Jahren. Und ich habe alles an Werkzeug und Teilen, was man benötigen würde für den Fall der Fälle. Also weitermachen und immer schön deine Erfahrungen mitteilen.

    Ich ziehe den Hut vor dir !!!

    Komm, ne Nagelfeile hast du doch bestimmt dabei :0)!?! Die scharfen Kanten im Zylinder, kannst du ganz einfach damit brechen/abstumpfen, da brauchst du keine großen Vorkenntnisse für, das kann sogar ich ;0)...