Hallo!
Ich hatte Anfang des Jahres, als ich noch so gar keine Ahnung von Vespas hatte, mich aber gerade im manischen Vespakaufrausch befand, bei einem großen Rollerhändler damals in der Nähe von Bremen (seit kurzem in neuen Räumlichkeiten in Bremen) eine Vespa V50 S für gar nicht so wenig Euros erstanden.
Ich bin damals ziemlich blauäugig an die Sache ran gegangen, war auch ein bisschen von der Masse an Fahrzeugen im Schauraum überwältigt, und hab mich dann relativ schnell für eine Vespa V50 S Bj 1967 entschieden. Gucken konnte man dort sowieso kaum, im Laden war alles vollgestellt.
Hab dann zuhause erstmal nachgelesen, was die V50 S überhaupt ist und dass die eigentlich nicht mit Versicherungskennzeichen zugelassen werden kann, da die Höchstgeschwindigkeit bei 60 km/h liegt und die Ausnahmegenehmigungen ja nur für DDR-Mopeds gelten. Naja egal, dann lasse ich die halt richtig zu.
Beim Abholen hab ich den Verkäufer darauf angesprochen, der hat sich doof gestellt und meinte das ginge ganz normal mit Versicherungskennzeichen. Na gut, TÜV Gutachten war dabei und bei der Zulassungsstelle die Dame hatte sowieso null Ahnung davon, was sie da machen musste und so wurde das ganze abgestempelt und kann jezt mit behördlichem Segen mit Versicherungskennzeichen gefahren werden. Auffällig war nur, dass der Vergaser in den Papieren überhaupt nicht benannt ist.
Bei der Abholung hatte es mich schon etwas gewundert, dass der Mitarbeiter ewig lange brauchte, bis er mit der Vespa nach draussen kam. Im Nachhinein ahne ich wieso, wahrscheinlich ist die Vespa da schon nicht angesprungen.
Probefahrt war dann ganz ok. Zu Hause abgeladen, ne Runde gedreht, lief auch ganz ok. Dann ein paar Tage stehen gelassen, dann ging es schon los, dass der Roller nicht anspringen wollte. Nach gefühlt hundert mal treten, sprang die Vespa doch wieder an. Fahren klappte ganz gut, einzig auffällig war, dass es immer ein bisschen dauerte, bis der Motor wieder auf Leerlaufdrehzahl war. Und es lief schnell mal etwas Benzin aus dem Vergaser im Stand.
Wenn der Händler hier in der Nähe gewesen wäre, wäre ich natürlich direkt mit dem Roller wieder hingefahren und hätte ihm die Vespa zur Fehlerbeseitigung dahingestellt.
Ich hatte allerdings keine Lust mehrmals gute 3 h hin und zurück zu fahren, zum anderen war ich auch durch eine Mittelfußfraktur etliche Wochen etwas gehandicapt, so dass ich die Vespa V50 S erstmal in die Garage gestellt habe, mit dem Ziel, später selbst einmal nach dem Fehler zu suchen.
Dann hatte ich zwischendurch noch eine V50 Elestart erstanden, die ich dann technisch überholt hab, was mich dann erstmal genug Nerven gekostet hat, zum einen, weil ich null Vorerfahrung hatte, zum anderen die Ersatzteilversorgung auch nicht so einfach war.
Irgendwann hab ich an der V50 S dann doch einmal nach dem Fehler gesucht. Vergaser ausgebaut und festgestellt, dass die Schwimmerkammer nicht dicht war. Das Gewinde einer der beiden Schrauben war herausgerissen. Zudem hatte der Benzinfilter offensichtlich auch seine besten Zeiten lange hinter sich. Interessant war auch, wie die Rückstellung des Gasgriffs gelöst war: da war einfach ein Plättchen auf dem Arm des Vergasers, wo der Gaszug eingehängt ist, und dieses Plättchen wurde mit einem Gummiband irgendwo anders fixiert. So drehte der Gasgriff wieder zurück, obwohl dort bei der V 50 S keine Feder eingebracht ist. Original ist das bestimmt auch nicht.
Ich hab ein neues Gewinde geschnitten und den Benzinfilter ersetzt. Erst war ich sicher, den Fehler gefunden zu haben. Nach dem Wiedereinbau sprang der Roller schnell an.
Allerdings nach 2 Tagen das gleiche Spiel wie vorher.
Ich hab die Vespa dann erstmal an die Ecke gestellt, in der Zwischenzeit hatte ich noch eine PK 50 Plurimatic überholt und heute nachmittag ist mir dann mal wieder die 50 S in den Kopf gekommen. So hab ich eben den Motor ausgebaut und zerlegt, auch weil ich gerne mal sehen wollte, was mir da wirklich verkauft wurde. Angeblich wurde der Roller in Vietnam tip top restauriert und alle Verschleißteile erneuert.
Auffällig war schon einmal, dass das Silentgummi an der Stoßdämpferaufnahme ziemlich rissig war.
An der Zündgrundplatte fiel mir auf, dass da ein Kabel im Nirwana endet (siehe Pfeil). Gehört das so???
An der Bremsankerplatte fiel mir direkt auf, dass der Simmerring Öl durchließ. Die Bremsbeläge waren ölfeucht.
Im Inneren hab ich dann erstaunlich viel Abrieb am Simmerring der Kurbelwelle gefunden (ich bin erst 84 km gefahren nach der Restaurierung)
Auch als ich den Abzieher für den Kupplungskorb eingedreht habe, hab ich gemerkt, dass dort Metallgebrösel war. Ist da was geschweisst worden an dem Korb, oder sieht der normal so aus?
Wo die Ursache für den ganzen Abrieb am SIRI der Kurbelwelle liegt, weiss ich nicht. An der Kurbelwelle selbst ist nichts auffälliges zu sehen. Der Zylinder macht einen guten Eindruck. Das Lager auf der anderen Seite war fest mit der Welle verbacken, mit ein paar Keilen hab ich es aber runterbekommen und dort ist auch nichts auffälliges zu sehen.
Die verbauten Lager allerdings scheinen "Präzisionsware" aus China zu sei, vielleicht liegt da das Problem. Das Lager des Kupplungskorbs musste ich mit dem Ausschläger nur soeben anticken, dann fiel es auch schon fast von selbst raus.
In das Lager der Kurbelwelle war auch reichlich Fett geschmiert. Vielleicht war da schon irgendwas auffällig.
Ich hole jetzt, wo sowieso schon alles offen ist, morgen die restlichen Lager noch alle raus und werde dann, wenn ich Ersatz habe, alles neu einbauen.
Das Gehäuse selbst macht einen sehr guten Eindruck , die Dichtflächen sind alle einwandfrei. Der Zylinder scheint mir neu zu sein ( DR), die Kurbelwelle wirkt auch nicht wirklich gebraucht.
Mal schauen, ob der Roller dann startet und läuft, wie er soll. Dann hatte ich zwar eine Menge Aufwand, aber es hält sich finanziell noch in Grenzen. Die Fahrten nach Bremen und zurück wären dann auch nicht billiger gewesen und so langsam werde ich jedesmal ein bisschen schneller beim Motor zerlegen
Gruss
Bernd