Hallo die Gemeinde,
Hier ein kleiner Reisebericht zum Schmunzeln.
Am 23.7. gegen Mittag endlich bereit zum Aufbruch. Die Tage vorher hatte ich noch einen Kuluwechsel vorgenommen und beschlossen, dass das immer seltener werdende Flimmern der Beleuchtung im Standgas mich doch nicht stört, nachdem ich einen neuen Lichtschalter verbaut habe, was nichts gebracht hat. Den Esel also vollgepackt und los.
Strahlendes Wetter, gemütliches Cruisen und durch die Landschaft sitzen von Köln bis Schleiden an der belgischen Grenze. Tanken und hinein in die Ardennen. Der Duft von harzigen Wäldern, das Lichtspiel von Sonne und Schatten, Serpentinen, Steigungen, insgesamt diese für einen Städter unfassbar schöne Landschaft machen schon richtig Laune. Das erste Tagesziel La Roche en Ardenne ca. 160 Km von Köln entfernt, erreiche ich gegen Abend mit schmerzendem Steiss. Das Städtchen in einem Tal gelegen, mit mittelalterlicher Burgruine und schöner Architektur an einem Fluss gelegen- sehr fein. Campingplatz, ruckzuck Zelt aufgebaut, Sachen verstaut, Bier gekauft, gekocht, gegessen, geschlafen. Bin sehr zufrieden mit dem Verlauf der ersten Tagesetappe und freue mich darauf, am nächsten Tag die französische Grenze zu passieren. Noch liegen sieben Tag bis Rodez in Südfrankreich vor mir.
Am 24.7. verzögert sich meine Abfahrt noch ein wenig, da ich erst warte, bis das vom Tau durchgeweichte Zelt wieder trocken ist. Endlich weiter zur Tankstelle. Die Tankstellenchefin zerstreut meine Bedenken, dass ich die vor mir liegende, auf meiner Karte als Autobahn ausgewiesene Strecke nicht fahren kann - es ist nur eine Nationalstrasse. Bingo. Ich also wieder eine Zeit lang den Serpentinenberger, bis ich auf eine Art Hochplateau komme und zur Nationalstrasse. Ab hier ist die Strecke nicht mehr so spannend, da schnurgrade und viel Verkehr. Wetter ist spitze und ich fahre ein bisschen schneller, als am Vortag, da ich früher ankommen will, d.h. ca. 50 km/h laut Tacho, also real wohl eher 45 km/h. Fühlt sich aber mit dem extrem vollgepackten Esel schon sehr schnittig an. Auf einer langen Abfahrt denke ich mir, schalte doch mal in den Leerlauf, damit sich der Motor ein bisschen ausruhen kann. Doch der nimmt das wörtlich und geht aus.
Also ausrollen auf Parkbucht und ...nichts. Also Gepäck runter, Tank raus, Vergaser reinigen, Gepäck rauf, 4 mal anschieben und wir fahren wieder. Ich schon so glücklich wie Gott in Frankreich, doch 2 Km später das gleiche Spiel. Jetzt bin ich schon eingespielter und schaffe das Prozedere in ca 20 Min. inkl. größere HD, weil ich dachte, dass die hohe Ardennenluft mehr Sprit verlangt. Die Vespa schnurrt nach anstrengendem Anschieben zwischendurch sehr schön, hat aber auch immer wieder Leistungseinbußen, bis sie dann wieder kurz hinter Bertrix ausgeht. Mittlerweile ist es ca. 17.00 Uhr und ich entscheide mich, mangels Alternativen gegen die Weiterfahrt. Da kurz hinter der Parkbucht ein Ortsschild den nächsten Ort in 4 Km Entfernung anzeigt, beschliesse ich, nicht auf der Nationalstrasse nach Bertrix zu schieben, sondern auf Schleichwegen. Ja, Schleichwege. Vier Stunden und 10 Km Schleichschieben durch die Ardennen mit viel Gepäck (Erwähnte ich das bereits?). Schweissgebadet und hungrig komme ich auf dem "großen" Platz in Bertrix an und gönne mir in einer Kaschemme Salat und Pasta, wovon ich mehr als die Hälfte zurückgehen lasse. Ich könnte mit verbundenen Augen und meinem Arsch besser kochen. Große Enttäuschung, aber das Bier schmeckt. Dann die letzten drei Km zum Campingplatz geschoben, mit einer letzten Steigung mit gefühlten 70% über 400 Meter, die mir fast die Arme abfallen lassen.
Ab hier kürze ich meinen Reisebericht ein wenig ab. Meine Zylinderinspektion am nächsten Tag brachte nicht das gewünschte Ergebnis, da glatt wie Babypopo, aber irgendwann fiel mir auf, dass ich keinen Zündfunken habe. Mist, kein Polradabzieher und Lötkolben dabei. Also ADAC Werkstatt, ich Auto geliehen und am 27.7. zurück nach Köln.
Die Vespa, in Belgien unreparierbar, ist dank ADAC gerade mal zwei Wochen nach Schadensmeldung auch schon seit dem 8.8. wieder hier. Man bedenke, es sind erstaunliche 250 Km. Selten habe ich mich von Jemand so im Stich gelassen gefühlt, wie vom ADAC, aber das gehört auf ein anderes Blatt.
Gestern die maroden Kabel in der ZGP, sowie Kontakt und Kondensator getauscht, 1. Kick und an.
Da ich erst seit einem Jahr Vespist bin und schraube muss ich mir im Nachhinein doch ein wenig Naivität vorhalten. Andererseits hätte ich sonst diese Erfahrung nicht gemacht. Und ich möchte sie nicht missen. Nächstes Jahr gehts wieder los, mit mehr Schraubererfahrung und hoffentlich dem richtigen Werkzeug und Ersatzteilen.
Und ja ihr hattet Recht, eine andere Überstezung hätte mich wahrscheinlich auch nicht weitergebracht : )
Und jetzt her mit Eurem Spott.
Viele Grüsse
Azur